Alles Yoga oder was? - 3 -

All in und alles dabei?

Allein im modernen Yoga gibt es so viele verschiedene Stilrichtungen, dass es

nicht das EINE Yoga geben kann:

Für Yogis, die aus den physisch fordernden Lehren wie dem

Ashtanga

(traditionell festgelegte, immer gleiche Übungsserie in bestimmter Reihenfolge bei hoher Dynamik) oder auch

Bikram

(> in abgewandelter Form auch Hot Yoga genannt, festgelegte, immer gleiche Übungsserie in bestimmter Reihenfolge bei 40 Grad Raumtemperatur)

ihre gesundheitsförderlichen Benefits ziehen, finden sich vielleicht noch im moderaten 

Kundalini

(mystisch-ätherische Schöpferkraft erwecken, stärken, leiten, dynamisch-kraftvolle und entspannende Übungen im Wechsel)

körperlich ausreichend herausgefordert, kommen aber mit spirituell-fokussiertem

Yin 

(meditativ-ruhige Übungsform, mit länger und statisch gehaltenen Positionen)

wohl eher nicht gleichermaßen in ihre Begeisterung.

 

Nur dieser winzige Ausschnitt an Yoga-Unterformen zeigt die breite Auswahlmöglichkeit in der yogischen Praxis. Mal gibt es Musik, mal Hilfsmittel wie Yoga-Blöcke oder -Gurte, mal wird getönt,

mal eine gesamte Gruppe in ein gleiches Übungs-Tempo geführt, mal gibt es lange Meditationen und angeleitete Atemarbeit. So gibt es eben auch viele Yoga-Stile, die komplett ohne bhandas auskommen und in denen wir gar nicht mit einer Vakuumphase in Berührung kommen.

Kommt man aus diesen Yoga-Lehren, ist ein Hypopressiv-Training sicher auch leichter als eine ganz eigenständige Übungs-Methodik anzuerkennen. Wer in seiner Yoga-Praxis häufig pranayama inklusive bhandas einsetzt, wird sehr schnell das Vakuum-Manöver als eine Gemeinsamkeit/ Ähnlichkeit mit den Druckumkehr-Trainingsformen entdecken.

Historisch betrachtet sind die bhandas im Yoga der Atemarbeit zugeordnet, nicht den asanas. Im Grunde soll der komplette Körper in einen Ruhestatus kommen, also soll weder Bewegung im Atemsystem noch im gesamten Körper stattfinden. Erst in den frühen 90er Jahren änderte sich der Einsatz der bhandas: Es wurden Atem- und Bewegungsflows und besonders die bewusste Kontraktion der Schließmuskulatur ergänzt. Bhandas wandelten sich von einem Stille-Moment in Atemleere zu einer workout-Form, die viele Yoga-Übungsserien beeinflusste. Sie werden auch heute noch in völlig verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlicher Intention eingesetzt.

 

Obwohl die gesamte Hypopressiv-Bewegung im Vergleich zum Yoga natürlich noch sehr jung ist, können wir schon seit dem Begründer- Konzept von Dr. Marcel Caufriez in den 1980er Jahren Weiter-Entwicklungen und eigene Lehrstile in unterschiedlichen Ländern, Kulturen, Sprachen und gesundheitspolitischen Systemen analysieren. So verstehen wir leichter, warum z.B. in zentraleuropäischen Staaten wie Deutschland, Österreich, Schweiz die Druckumkehr-Methodik bis heute so wenig bekannt und erst recht noch nicht offiziell als Therapieform für Körpermitte-Beschwerden aufgenommen worden ist. Und das alles, obwohl das Caufriez-Konzept in Belgien seinen Anfang nahm und der daraus hervorgegangene Low Pressure Fitness-Zweig in Spanien seit 2013 große Bekanntheit und öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr. Mittlerweile sind verschiedene Hypopressive-Lehrstile international vertreten und es wird zunehmend Professionalisierung und erweiterte wissenschaftliche Forschung der Methodik und ihrer Auswirkungen angestrebt. 

 

Zweck und Grund?

Die ersten wissenschaftlichen Yoga-Studien hatten eher den Hintergrund, die Risiken der Praxis zu untersuchen. Erst die neueren Forschungsarbeiten erkunden die Vorteile und gesundheitsförderlichen Impulse durch regelmäßige Yoga-Einheiten.

So wird Yoga besonders seit 2016 in verschiedenen großangelegte Studien als gesundheitlich wertvoll eingestuft und gegen bestimmte Erkrankungen und Symptomlagen empfohlen:

chronische Entzündungen, Depression, Essstörungen, Angst-Zustände, zur Knochendichte-Steigerung, gegen Stress, als Burnout-Prophylaxe und zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens auch bei Patientengruppen mit chronischen Schmerzen.

Durch die gut darstellbaren körperlichen Effekte auf core-Dysfunktionen wie symptomatische Rectus Diastase oder Organvorfälle aus den unteren Körperöffnungen (z.B. Gebärmutter-Prolaps, Zystozele, Rektozele) festigte sich, vor allem im therapeutisch-klinischen setting, die Intention, mit der Hypopressiv-Methodik gezielt Frauen mit den genannten körperlichen Baustellen zu behandeln. Die monitorings und bildgebenden Verfahren verfeinern sich technisch immer mehr und kommen in der physiotherapeutischen Praxis zunehmend zum Einsatz, so dass die innerlichen Vorgänge im Bauch- und Beckenraum mittlerweile, auch im deutschsprachigen Raum, gut dokumentiert sind und für Diagnose-Betroffene leichter sichtbar werden können.

Vielleicht bekommen wir also auch beim Blick auf die historische Entwicklung der Yoga-Stile eine Idee, wie die Hypopressiv-Lehren sie ebenfalls in ähnlicher Weise durchlaufen: Im steten Wandel der Zeit, der kollektiven und individuellen Bedürfnisse, den jeweiligen Bedingungen der Berufsfelder und gesundheitspolitischen Systeme, der Verfügbarkeit von Forschungsmitteln, der öffentlichen Aufmerksamkeit für Selbsthilfemaßnahmen und nicht-invasive Therapie- und Trainingsformen.

Obwohl Yoga als östliche Medizin/ Therapie/ Tradition in westlichen Weltbildern lange Zeit keine Anerkennung als fundierte Lehre und Möglichkeit der Prävention und Rehabilitation fand, so hat es doch Jahrtausende überdauert und wird nach wie vor überall auf der Welt praktiziert. Yoga steht dem Menschen als holistisches Bewegungs-Angebot zur Verfügung und wir können zwischen unterschiedlichen Stilen den persönlich passenden wählen. In dieser Entwicklungs-Dynamik befindet sich die Hypopressiv-Methodik noch, dass sie weltweit für Menschen mit oder ohne Beschwerden oder Einschränkungen im leicht zugänglichen Angebot steht. Seit 2020 können wir, auch durch die vermehrte online-Lehr- und Lernmöglichkeit, hier schon ganz deutliche Fortschritte wahrnehmen.

 

Richten sich Yoga und Hypos an dasselbe Klientel?

Auch hier lohnt sich der kurze Blick auf die Entwicklung beider Traditionen: 

Während die Yoga-Medizin und Yoga-Therapie sich von vornherein an erkrankte, von Einschränkungen betroffene Menschen richtet, gehen in den weitverbreitenen modernen Yoga-Unterricht überwiegend Gesunde mit präventiven oder progressiven Zielsetzungen. Yoga kann ein gesundheitsorientierter lifestyle sein, der, bei regelmäßiger Übung, auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene Balance und Vitalisierung bereitstellt.

Beide Ausrichtungen finden wir im Hypopressiv-Training ebenfalls: Im therapeutischen Bereich können besonders Frauen aber auch Männer, Erwachsene und Kinder, core-Dysfunktionen wie symptomatische Bauchwandschwäche, Rückenbeschwerden, Hernien, Beckenbodenprobleme, Inkontinenzen oder Prolaps gezielt und effektiv an der Verbesserung ihrer Beschwerdebilder arbeiten.

In Gruppenkursformaten, Einzeltrainings und als integratives Werkzeug in verschiedensten Trainingssettings werden Hypopressiv-Techniken als präventive Bewegungsform für Freizeit- und Leistungssportler angeboten.  Zeitgemäßes core-Training für Frauen und Männer, überwiegend Erwachsene und Jugendliche, inklusive.

Finden wir im Yoga also prinzipiell den Ganzkörper-, holistischen Gesundheitsansatz, finden wir bei allen Einflüssen auf verschiedene Körper- und somatopsychische Bereiche einen klaren Fokus auf das core-System, auf die Druckregulation in der Rumpfkapsel. Wird diese optimiert, zieht dies automatisch und oft zeitgleich andere körperliche und mental-emotionale Vorteile nach sich.

 

Entweder oder?

Beide Bewegungsformen bieten ideale Ansätze für myofasziales Training, intensive Zwerchfell- und Atemarbeit, setzen tonisierende aber auch lösende Impulse, wirken stressregulierend und wahrnehmungssteigernd. Akzente können bei beiden Trainings in Richtung Kräftigung oder Flexibilität gesetzt werden. 

Sowohl durch Yoga als auch regelmäßige Vakuum-Manöver in spezifischen Positionen fördern wir  Konzentrationsfähigkeit, innere Ruhe, das Hineinspüren in den eigenen Körper und Fühlen von kleinsten Veränderungen. Während der Aktion selbst und den langfristigen Veränderungen, die auch außerhalb der Übungsmomente einsetzen. Eine tiefe, selbst-verständige und wohlwollende Verbindung mit dem eigenen Körper aufzubauen und zu halten, sind natürliche Prozesse, die mit beiden Praxen einhergehen.

Die Regulation von Atemmustern, Atem-Metabolismus, Faszienqualität und neuronaler Stimulation steht im Yoga und im Hypo-Training im Mittelpunkt, ohne dass dies zwangsläufig bei jedem Ausführen offensichtlich wäre.  

Eigentlich ist es also gar nicht so kompliziert - freie Wahl für bewegungsfreudige Menschen, auch hinsichtlich der Entscheidung zwischen sensitiven, ganzheiltichen Trainings. Oder auch beider Bewegungsformen integriert in eine Trainingseinheit, denn gerade Hypopressiv-Techniken eignen sich hervorragend als Bestandteil, als gezieltes tool innerhalb von anderen Trainings.

 

Was gibts zu beachten bei der Kombination? 

Im Grunde reicht das Bewusstsein über die Eigenheiten der Hypos und des Yoga, der ursprünglichen Basis-Konzepte und der andauernden Entwicklung beider Lehren, um co-existent mit beiden die persönliche Trainingspraxis auszustatten. Sie können sich gegenseitig so schön zuarbeiten, die jeweilen Gesundheit-Benefits verstärken und den Übungs-Alltag abwechslungsreich, intensiv und hochsensitiv gestalten.

Die Tendenz, dass es, wie in vielen Trainings, eher um eine äußere Präsentation, um eine athletische Performance geht, als um die Verbindung mit dem eigenen Körper, um ein Vertraut-Sein mit individuellen Körpersignalen und den Zusammenhängen zwischen Stress, Körperhaltung, Atemmustern, Wohlbefinden, Energiehaushalt und Schmerzen, ist sowohl im Yoga als auch bei den Hypos gegeben. Den Einflüssen von marketing, Fitness- und Gesundheitsindustrie und gesellschaftlichem Ideal können sich auch diese beiden bodymindsoul-Bewegungen wohl nicht entziehen. Aber das ist insofern nicht schlimm, als dass wir jederzeit reflektieren, uns neu entscheiden oder ausrichten können, um auszuloten, was zu welchen Zeiten unseren persönlichen Gesundheitszielen, Trainings-Bedürfnissen Wohlfühl-Oasen dienlich ist.

Dazu eignet sich die aktive Stille einer Vakuumphase vorzüglich.

Und die aufrichtende, mobilisierende Dynamik einer Yoga-Einheit auch.

Nur Dein Körper. Dein Atem. Und Du. Komm fühlen.

Namasté.

 

Den nächsten Termin für unser Hyposoul-Yoga im Online-Format findest Du hier

 

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